Konjunkturdaten enttäuschen: kein Umfeld für restriktivere Geldpolitik - Commerzbank
Die Mehrheit der Vertreter der US-Fed war zuletzt für einen Beginn der Rückführung der Anleihekäufe noch 2021, wie aus dem Protokoll für die Juli-Sitzung hervorgeht. Der Markt erwartet dafür nun eine baldige offizielle Ankündigung. Die Voraussetzung dafür ist, dass sich die Wirtschaft so entwickelt, wie von den Notenbankvertretern erwartet. Seit Juni gibt es jedoch einen Trend enttäuschender Konjunkturdaten – sowohl in den USA als auch in der restlichen Welt. Hinzu kommen steigende Risiken durch die Corona-Delta-Variante. Dies ist kein gutes Umfeld für eine restriktivere Geldpolitik, wie auch die Rückzieher der Notenbanken aus China und Neuseeland andeuten.
Anleihen
Japan: Verbraucherpreise (Juli), 1:30 Uhr
Großbritannien: Einzelhandelsumsatz (Juli), 8:00 Uhr
Die Rentenmärkte treten seit Tagen auf der Stelle. Insbesondere die Bundrenditen bleiben diese Woche in einer engen Spanne zwischen minus 0,50% und minus 0,45% gefangen. Die Serie schwächerer Stimmungsindikatoren in den USA setzte sich auch gestern fort. So trübte sich die Lage der Industrie in der Region Philadelphia im August leicht ein. Ökonomen hatten dagegen einen Anstieg erwartet. Zuvor hatten bereits die Stimmung in den Industrieunternehmen im USBundesstaat New York sowie das gesunkene US-Verbrauchervertrauen – ermittelt von der Universität Michigan – negativ überrascht. Positives gibt es weiterhin vom amerikanischen Arbeitsmarkt zu vermelden: Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung nahm in der Woche zum 14. August stärker als prognostiziert ab. Die 348.000 Anträge markieren den niedrigsten Stand seit Beginn der Coronakrise im März 2020. Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Lane, hob in einer Ausarbeitung, die auf der Internetseite der EZB veröffentlicht wurde, die Effektivität des Zinsausblicks (die sogenannte „Forward Guidance“) durch die Zentralbank hervor. Lane erläuterte, dass die Forward Guidance für den Zinspfad ein effektives Instrument zur Steuerung der Zinserwartungen sei. "Im Allgemeinen kann der systematische Ansatz, der in der Forward Guidance für die Zinsen enthalten ist, die Inflationserwartungen erhöhen und damit die Inflationsdynamik verstärken. Eine stärkere Inflationsdynamik wiederum sei der Schlüssel zu einer eventuellen Normalisierung der Leitzinsen." Die EZB hatte im Juli in ihrer ersten Sitzung nach Verabschiedung der neuen Strategie den Ausblick zur Zinsentwicklung geändert. Nunmehr muss das Inflationsziel von 2% deutlich vor dem Ende des Prognosehorizonts erreicht und auch nachhaltig gehalten werden.
Aktien
Deere & Co., Ergebnis Q3
An den europäischen Aktienbörsen macht sich nach und nach Nervosität breit. Insbesondere die Sorge um eine noch in diesem Jahr anstehende geldpolitische Straffung durch die Fed löste zuletzt Gewinnmitnahmen aus. Zusätzlich belasten die trotz der fortgeschrittenen Impfquoten wieder ansteigenden Infektionsraten mit der Deltavariante des Coronavirus. Erst als die Wall Street mit relativ gehaltenen Kursen eröffnete, konnten sich die Leitindizes etwas stabilisieren. Nachdem am Vorabend sowohl Cisco als auch Nvidia anlässlich der Präsentation ihrer Quartalsdaten die weiterhin angespannte Lage bei der Belieferung von Komponenten hervorgehoben hatten, rutschen die Aktien von Infineon (-1,4%) zwischenzeitlich in den unteren Bereich der Performanceliste des Dax 30, konnten sich gegen Handelsende aber wieder etwas fangen. Mit Gewinnen schlossen lediglich defensive Titel wie die Anteilscheine von Merck KGaA (+1,2%) und RWE (+0,8%), die damit ihren positiven Wochentrend weiter fortsetzten. Im EuroStoxx 50 standen die Titel von Adyen (+5,8%) an der Spitze des Auswahlindex. Der niederländische Zahlungsabwickler hatte deutlich über den Erwartungen liegende Halbjahreszahlen präsentiert und eine höhere Marge in Aussicht gestellt. Auf Branchenebene gerieten vor allem Einzelhandel (-5,4%), Haushaltsgüter sowie Grundstoffe (jeweils -3,7%) unter Druck, während einzig Versorger (+0,9%) zulegten. In den USA konnten der S&P 500 und der Nasdaq 100 leicht zulegen. Im etwas schwächeren Dow Jones Industrial stachen die Aktien von Cisco (+3,8%) positiv hervor. Stärkste Branche war IT (+1,0%), während Energietitel (-3,3%) ihren Abwärtstrend weiter fortsetzten. Defensive Branchen wie Verbrauchsgüter (+0.9%) präsentierten sich ausnahmslos fester. Die asiatischen Börsen gerieten heute Morgen angesichts der sich weiter ausbreitenden Infektionsraten in der Breite unter Druck.