Am Morgen: Fraport, BMW, Infineon, BP und Conti im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Ein viel beachteter Inflationsvorbote für die Euro-Zone schlägt so stark nach oben aus wie noch nie: Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte sind im Juni in Rekordtempo gestiegen. Sie legten um 10,2% im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Das ist der höchste Wert seit dem Start der Währungsunion 1999. Im Mai hatte es noch ein Plus von 9,6% gegeben. Energie verteuerte um mehr als ein Viertel. Vorprodukte kosteten 10,6% mehr als vor Jahresfrist, da es hier weltweite Engpässe gibt - etwa für Holz und Stahl. Die Produzentenpreise gelten als Frühindikator für die Entwicklung der Inflation. In der Statistik werden die Preise ab Fabrik geführt - also bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie können einen frühen Hinweis auf die Entwicklung der Verbraucherpreise geben.
Die US-Industrie hat ihr Neugeschäft im Juni unerwartet deutlich gesteigert. Die Aufträge stiegen um 1,5% zum Vormonat. Experten hatten lediglich mit einem Plus von 1,0% gerechnet.
Rentenmarkt
Nach einem schwächeren Start drehten die Kurse deutscher Staatsanleihen in einem ruhigen Handel ins Plus. US-Staatsanleihen blieben gestern nahezu unverändert.
Aktienmarkt
Anleger blieben am deutschen Aktienmarkt weiter vorsichtig. DAX -0,09%, MDAX -0,24%, Tec-DAX +0,07%. • Der vorsichtige Ausblick von BMW schickte den Autobauer an das DAX-Ende mit -5,16%. An der Wall Street setzten sich gestern ermutigende Firmenbilanzen gegen die wieder aufflackernde Coronavirus-Pandemie durch. Dow +0,80%, S&P-500 +0,82%, Nasdaq Comp. +0,55%. Nikkei-225 nahezu unverändert bei aktuell 27.576,22 Punkten.
Unternehmen
Der Flughafenbetreiber Fraport macht einen Aufwärtstrend bei den Passagierzahlen aus und hat dank staatlicher Zahlungen und Kostensenkungen erstmals in der Corona-Krise operativ schwarze Zahlen geschrieben. Im ersten Halbjahr habe das Ergebnis vor Zinsen und Steuern bei 116 Mio. EUR gelegen, nach einem Verlust von 210 Mio. EUR im Vorjahr.
BMW stellt sich nach einem kräftigen Plus bei Umsatz und Gewinn wegen des weltweiten Chipmangels auf ein schwierigeres zweites Halbjahr ein. Mit zunehmender Dauer der Engpässe werde die Situation angespannter, äußerte BMW. Auch im zweiten Halbjahr sei mit Produktionseinschränkungen und damit verbundenen Auswirkungen auf den Fahrzeugabsatz zu rechnen. In der ersten Jahreshälfte profitierte BMW von der weltweit starken Nachfrage nach Autos. Der Umsatz verbesserte sich in den ersten sechs Monaten um 28% auf 55,5 Mrd. EUR, der Nettogewinn schnellte auf 7,6 Mrd. EUR von 362 Mio. EUR nach oben.
Der Halbleiterkonzern Infineon kämpft im Chip-Boom gegen Probleme mit der Produktion. Der Umsatz lag in Q3 2020/21 (April bis Juni) trotz der starken Nachfrage mit 2,72 Mrd. EUR nur marginal über dem Wert des zweiten Quartals, weil neue Corona-Ausbrüche in Asien die Fertigung vor allem im malaysischen Malakka bis zuletzt bremsten. Vorstandschef Ploss sprach von einer "weiterhin sehr angespannten Liefersituation. Die Vorräte sind auf einem historischen Tiefstand.
Angetrieben von gestiegenen Ölpreisen und einer fortschreitenden Nachfrageerholung erhöht BP seine Dividende. Die Gewinnausschüttung je Aktie steigt um 4% auf 5,46 Cents. Der bereinigte Nettogewinn stieg in Q2 auf 2,8 Mrd. USD. Im Vorjahresquartal wurde noch ein Verlust von 6,68 Mrd. eingefahren. Der Konzern rechnet mit einer Erholung der Ölnachfrage auf das Niveau von vor der Pandemie in der zweiten Jahreshälfte 2022.
Conti steigt bei einem Spezialisten für automatisiertes Einparken ein. Das Start-up Kopernikus aus Leipzig hat eine auf Sensoren und künstlicher Intelligenz basierende Technologie entwickelt, mit der Parkhäuser ausgerüstet werden können, um Autos ohne Fahrer einzuparken. Die Technik kann auch für das Rangieren von Fahrzeugen in Autofabriken eingesetzt werden. Conti übernimmt eine Minderheitsbeteiligung an Kopernikus.
Devisen
Gleiches Bild wie am Vortag: Der Euro büßt seine Vormittagsgewinne ein und notiert etwas leichter. Der USD profitierte hingegen von starken US-Auftragsdaten.
Öl / Gold
Der Druck auf die Ölpreise hält weiter an. Die Belastungsfaktoren sind die gleichen: die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus und enttäuschende Konjunkturdaten aus führenden Volkswirtschaften. Gleiches Bild beim Gold: erneut glanzloser.