Vectron Systems: Markt erscheint verunsichert – Zündet die Strategie?
Thomas Stümmler, der Chef von Vectron Systems, ist derzeit viel unterwegs. Ende November war er auf dem Eigenkapitalforum in Frankfurt, in dieser Woche hat er auf der Münchner Kapitalmarkt Konferenz (MKK) eine Präsentation gegeben. Dort dürfte er auch manchen Investor getroffen haben. Der kommunikative und sehr eloquente Einsatz von Stümmler macht sich im Kurs der Aktie jedoch nicht positiv bemerkbar. Lag die Aktie vor einigen Monaten noch bei mehr als 28 Euro, so hat das Papier inzwischen die Marke von 8 Euro klar unterschritten.
Der Markt ist offenbar unsicher, was er von den Strategien von Vectron Systems zu halten hat. Das Geschäft mit Kassen ist sehr volatil, in einem Jahr sinkt die Nachfrage stark ab, dann geht es aufgrund von gesetzlichen Vorgaben wieder bergauf. Zuletzt musste Vectron einen Umsatz- und Ergebniseinbruch melden.
Schon länger will Vectron Systems die mit den Kassen gesammelten Daten auch anderweitig nutzen. Zunächst war eine große Kooperation mit Coca Cola angekündigt worden, „get happy“ sollte die Datenwende bringen. Das Projekt hat aber nie wirklich gezündet und gilt inzwischen als tot.
Der in diesem Jahr für wenigen Monate amtierende Vorstandschef Oliver Kaltner wollte das ganz große Rad drehen und die angedachte Partnerschaft mit Coca Cola auf viele andere Unternehmen ausdehnen. Anfang Juli hat der Aufsichtsrat den Vertrag mit Kaltner einvernehmlich aufgehoben. Grund waren unterschiedliche Auffassungen in der Umsetzung der Strategie. Seitdem sitzt Stümmler wieder auf dem Chefposten von Vectron Systems. Der Vorgänger wird so zum Nachfolger von Kaltner.
Vom Geschäft mit Kassen will Vectron weg, die Digitalisierung erscheint den Münsteranern vielversprechender. Eine Cloud-Service-Plattform soll der Wachstumstreiber sein. Dabei schielt Vectron laut Präsentation in München auf ein Marktpotenzial von 1,26 Milliarden Euro für das Unternehmen. Partner für das Digitalisierungsprojekt soll die DeutschlandCard sein. Eine Absichtserklärung zur gemeinsamen Kooperation hat man unterschrieben, einen endgültigen Vertrag gibt es noch nicht. Im April 2019 soll die Kooperation zunächst mit wenigen Partnern starten. Welches Umsatzvolumen diese Kooperation haben kann, bleibt zunächst unklar.
Stümmler macht in München jedoch klar, dass man für 2018 keine Wunder mehr erwarten soll. Eine Fiskalisierung der neuen Strategie und damit ein Aufschwung dürfte man nach dem Sommer 2019 wirklich erkennen. Der Markt muss sich demnach weiter in Geduld üben und darauf setzen, dass aus den Ankündigungen Tatsachen werden.
Die Aktien von Vectron Systems verlieren heute 8,8 Prozent auf 7,42 Euro.