Steinhoff Aktie: Die Verkaufswelle rollt weiter
Zwar gibt es am Donnerstagmorgen von und zu Steinhoff bisher nichts substanziell Neues, doch beim Aktienkurs des Unternehmens ist kein Ende der Talfahrt in Sicht. Während mittlerweile selbst die kühnsten Optimisten in den Börsenmedien einräumen müssen, dass der niederländisch-südafrikanische Konzern in seiner Existenz gefährdet ist, sinkt der Aktienkurs heute Morgen im Tradegate-Handel auf bis zu 0,258 Euro. Gegenüber dem gestrigen Schlusskurs liegt die Steinhoff Aktie aktuell mehr als 15 Prozent im Minus bei 0,266 Euro. Die Marktkapitalisierung ist damit auf 1,14 Milliarden Euro zusammen geschrumpft. Kommt es tatsächlich zu einer Pleite, wäre dies aber immer noch enorm viel.
Noch aber ist es nicht soweit, wenngleich sich die Schlinge um Steinhoff langsam aber sicher zuzieht. Ein Rechtsstreit vor einem Gericht in Amsterdam mit einem früheren Geschäftspartner, bei dem es unter anderem um die deutsche Poco-Kette geht, zieht sich hin, es soll aber spätestens am 22. Januar eine Entscheidung von Seiten des Berufungsgerichts getroffen werden. Derweil bleibt die finanzielle Lage prekär: Zuletzt haben Banken Kreditlinien eingefroren oder gekappt, was das Unternehmen im operativen Geschäft treffen könnte - bisher der Bereich, auf dem Optimisten ihre Rettungsszenarien aufbauten. Dass im Zuge der Bilanzkrise nicht nur eine zweifelhafte Corporate Governance, sondern auch eine unprofessionelle Geschäftsführung des Konzerns im Tagesgeschäft beim Liquiditätsmanagement zutage kam, dürfte Anleger wie Kreditgeber alles andere als erfreut haben.
So bleibt es fraglich, ob Steinhoffs schon etwas verzweifelt anmutende Rettungsversuche ausreichen und vor allem nicht zu spät kommen. Konzerninterne Umfinanzierungen mit der Tochter Star und Verkäufe von Konzernteilen sollen die Liquidität stabilisieren und Vertrauen bringen - bisher erfolglos, die Banken kürzen trotz eines ersten Beteiligungsverkaufs ihr Engagement. Star strickt an einer Milliardenfinanzierung und will Steinhoff einen Gesellschafterkredit über eine Milliarde Euro zurückzahlen - auch hier bisher kein Abschluss.
An der Konzernspitze sind die bisherigen personellen Konsequenzen nicht einmal als halbherzig zu bezeichnen und sorgen kaum für neues Vertrauen. Finanzchef Ben La Grange ist trotz der strukturellen Defizite im Liquiditätsmanagement des Unternehmens und erst recht trotz des Bilanzskandals weiter im Amt - er soll von nichts gewusst haben. Der gerade erst zum neuen CEO ernannte Danie van der Merwe gilt als Vertrauter von Ex-Chef Markus Jooste, der aufgrund des Bilanzskandals gehen musste. Längst haben sich trotz der Rücktrtte von Jooste und des Hauptaktionärs Christo Wiese die Stimmen gemehrt, die laut einen Rücktritt weiterer Manager und einen echten Schnitt fordern. Bisher hat Steinhoff diesen Schnitt nicht vollzogen.