Steinhoff Aktie: Die Woche der Wahrheit
Beim krisengeschüttelten Möbel- und Retailkonzern Steinhoff stehen wichtige Tage an: Am Dienstag will sich das Unternehmen mit seinen Kreditgebern treffen. Was eigentlich sonst ein üblichen jährliches Treffen nach der Bilanzvorlage ist, könnte diesmal zu einer Art „Showdown” im schwelenden Bilanzskandal rund um das Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden und der operativen Zentrale in Südafrika werden.
Während zuletzt immerhin die Steinhoff-Tochter STAR Zahlen vorlegen konnte, fehlt die Bilanz von Steinhoff selbst weiterhin. Für Anleger ist es ein Blindflug: Innerhalb der Bilanz ist die Werthaltigkeit von Posten im mittleren einstelligen Milliardenvolumen völlig unklar. Was sich bei den Aktivitäten außerhalb der Bilanz abspielt und welche Einflüsse diese auf den Möbelhauskonzern - hierzulande vor allem durch sein Engagement bei Poco bekannt - haben werden, weiß nahezu niemand so recht, vielleicht nicht einmal die Verantwortlichen selbst. Fest steht bisher nur: Die Bilanz für 2016 ist falsch und muss neu aufgestellt werden.
Das ist wenig an substanziellen Ergebnissen zwei Tage vor dem Treffen mit den Banken, die im Duett mit offener Kritik von Aktionären und Anlegern an der Konzernspitze mittlerweile die Machtposition von Christo Wiese beschnitten haben. Wiese ist größter Einzelaktionär von Steinhoff, kam im Rahmen eines Stimmenpools bisher auf mehr als 30 Prozent Anteil, war Chef des Boards und zugleich zuletzt auf Interimsbasis Nachfolger von Markus Jooste - der CEO musste im Zuge des Bilanzskandals gehen. Diese Interessenskonflikte waren vielen Anteilseignern zuviel: Offen wurden die Hauptverantwortlichen zum Rücktritt aufgefordert, wir berichteten. Wiese hat sich mittlerweile offiziell zurückgezogen, die Banken haben zudem mit einem Zwangsverkauf von Steinhoff Aktien, die als Kreditsicherheit hinterlegt waren, Wieses Stimmenpool gesprengt. Ob Wiese damit komplett entmachtet ist, bleibt aber abzuwarten.
Kreditversicherer und Lieferanten sind alarmiert
Derweil nutzt der Steinhoff-Konzern Optionen zur Sicherung der Liquidität. Zum einen will die Tochter STAR eine Milliarde Euro an Steinhoff zurück zahlen, die zuvor als Gesellschafterdarlehen an den Börsenneuling geflossen waren - sofern man hierfür die Refinanzierung stemmen kann. Zum anderen trennt man sich von Beteiligungen in Randbereichen. Ein erster Schritt war die Reduzierung der Beteiligung an der Investmentgesellschaft PSG Group, die 293 Millionen Euro in die Kassen spülte. Mit dem Geld will man das operative Geschäft stabilisieren. Das scheint nötig, denn längst hat der Bilanzskandal der Muttergesellschaft auch Lieferanten und Kreditversicherer alarmiert, wie zum Beispiel der Fall der Steinhoff-Sparte Poundland zeigt. Auch diese Geschäftspartner wird Steinhoff am 19. Dezember auf dem Kreditgebermeeting wieder ins Boot holen müssen.
Vom Unternehmen ist am Wochenende übrigens bisher nichts an Neuigkeiten zu hören - das wird sich in den kommenden Tagen drastisch ändern.