Steinhoff: Die Lage spitzt sich deutlich zu
Steinhoffs Aktien kamen gestern nach einer kurzen Erholung auf 0,841 Euro wieder stark unter Druck. Im XETRA-Handel rutschte das Papier zwischenzeitlich auf 0,597 Euro ab und beendete den Handelstag bei 0,662 Euro mit mehr als 11 Prozent im Minus. Aktuelle Indikationen am frühen Donnerstagmorgen liegen bei 0,53/0,55 Euro. Der Grund für die weiteren Verluste: Wenige Tage vor dem Treffen mit den kreditgebenden Banken am 19. Dezember spitzt sich die Lage nun deutlich zu.
In der Nacht zum Freitag musste Steinhoff einräumen, dass die Bilanz des Jahres 2016 fehlerhaft ist. Zweifel an der Richtigkeit und Werthaltigkeit bestehen bei nicht näher genannten Aktivitäten des Möbelhauskonzerns auf dem europäischen Markt - es sollen die Aktivitäten sein, die auch den Bilanzskandal vor einigen Tagen ins Rollen brachten und unter anderem zu einem heftigen Kurssturz der Steinhoff Aktie und dem Abgang des Konzernchef Markus Jooste führten. Konkrete Details zu den Problemen nennt Steinhoff weiterhin nicht. Offen ist auch, ob neben den Zahlen für 2016 und 2017 weitere Bilanzen betroffen sind. Für die Anleger ist die aktuelle Situation ein Blindflug: Steinhoff kündigt an, den 2016er-Abschluss neu vorzulegen und rät erneut zur Vorsicht im Umgang mit den eigenen Aktien und Anleihen.
Anleihegläubiger und Großaktionär machen Druck
Zugleich wächst der Druck auf den international tätigen Möbelhauskonzern aus den Niederlanden, der in Deutschland mit der Poco-Kette vertreten ist. Der zweitgrößte Einzelaktionär des Unternehmens, der Government Employees Pension Fund, hat heute massiv die Corporate Governance und auch die Personalie Christo Wiese kritisiert - Wiese, größter Steinhoff-Einzelaktionär, war bisher Aufsichtsrat und ist nun als Interim-CEO für die Aufklärung des gärenden Bilanzskandals zuständig. Nicht nur der Pensionsfonds, sondern auch andere Experten wittern hier mögliche Interessenskonflikte, wir berichteten.
Zudem machen auch Gläubigervertreter zunehmend Druck auf Steinhoff. Die SdK forderte heute die Benennung eines gemeinsamen Vertreters der Anleihegläubiger, wir berichteten - eine österreichische Tochter des Möbelkonzerns hat eine Anleihe nach deutschem Recht emittiert, deren Notierung nach der jüngsten Eskalation der Lage bei Steinhoff in den Keller gestürzt ist. Nun meldet sich auch One Square Advisory Services zu Wort: Man sei „in Gesprächen mit wesentlichen beteiligten Parteien und steht in Kontakt mit großen institutionellen Anleihegläubigern”, so der Restrukturierungsberater. Man empfehle „allen Anleihegläubigern der Steinhoff Gruppe zur bestmöglichen Wahrung ihrer Rechte ihre Interessen zu bündeln”. Am 19. Dezember will sich das Unternehmen mit seinen kreditgebenden Banken treffen, auf dem Meeting dürften wichtige Entscheidungen gefällt werden.